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Podiumsdiskussion zum Volkstrauertag: Auch Überlebende sind Opfer
von Solidarität mit Soldaten
Gemeinde will Verbundenheit mit Soldaten fördern
Um die Solidarität mit unseren Soldaten seinen Mitbürgern nahe zu bringen, lud der 1. Bürgermeister des Marktes Weiler am Volkstrauertag zur Podiumsdiskussion ein. Dieses Engagement von ziviler Seite und die Ausrichtung der Veranstaltung, angefangen bei dem bewegenden Gedenkgottesdienst für die Opfer der beiden Weltkriege und unserer gefallenen Bundeswehrsoldaten bishin zur anschließenden Diskussion im Kolpinghaus Weiler zeigten eindrücklich, dass es Menschen gibt, denen das Schicksal und die Kriegsfolgen der Auslandseinsätze der Soldaten in unseren eigenen Land wichtig erscheint.
Wir danken Herrn Karl-Heinz Rudolph und seiner Frau Claudia, sowie dem Ortspfarrer der Gemeinde Herr Frank Schneider für die bewegenden Stunden in Ihrer Gemeinde.
Pressebericht im „Westallgäuer“ vom 15.11.2010:
Diskussion zum Volkstrauertag im Kolpinghaus - Soldaten fordern Anerkennung der Gesellschaft
Weiler: „Am schlimmsten war das Mädchen ohne Augen“, berichtet der ehemalige Bundeswehrsoldat Fabian Geyer seinen Freunden in der Heimat. Regemäßig schrieb er ihnen während seines Einsatzes in Afghanistan. Die Mail am 7. Mai 2010 erzählt von einem Besuch in Baharak: „Der Anblicke eines Mädchens, das maximal 16 Jahre alt war – ohne Augen, nur diese leeren Höhlen. Das läßt einen nicht so leicht los.“ Geyer war einer der vier Teilnehmer einer Diskussionsrunde in Weiler.
Es ging um die Opfer von Krieg und Gewalt am gestrigen Volkstrauertag. Der Markt Weiler-Simmerberg nahm den Gedenktag zum Anlass einer Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Kirche und Militär. Im Anschluss an den traditionellen Kirchgang und Gedenkakt erörterte Moderatorin Claudia Rudolph im Kolpinghaus mit ihren Gästen „Die Bedeutung des Volkstrauertages im Wandel der Zeit“.
Dass am Volkstrauertag der Gefallenen gedacht wird, stellt die Gesprächsleiterin außer Frage. „Aber Opfer sind auch die, die zwar zurückkehren, aber mit seelischen Wunden, die wir uns gar nicht vorstellen können“, stellt sie eine andere Bedeutung des Gedenktages heraus. Dessen Bezug zur Gegenwart äußert sch nicht zuletzt in den Einsätzen der Bundeswehr in Krisengebieten.
Andreas Timmermann-Levanas berichtet von Soldaten, die nach ihrer Rückkehr in ihren alten Lebensalltag sowohl beruflich als auch privat gescheitert sind. Nicht selten das Ergebnis Arbeitslosigkeit und Scheidung. Der Oberstleutnant a.D. berichtet sogar von Selbstmorden. Um seinen Kameraden nach oft traumatischen Erlebnissen im Auslandseinsatz aufzufangen und um politische Aufmerksamkeit zu erreichen, hat er die „Deutsche Kriegsopferfürsorge“ sowie den „Bund Deutscher Veteranen“ gegründet.
Dass die Rückkehr in die Heimat für einen Soldaten schwer sein kann hat auch Uwe Deißler erlebt. „Auf eimal kommt man wieder und der Platz ist gefüllt.“ Es ist nicht allein die private Umgebung, die den Rückkehrern zu schaffen macht. „Teilweise hat man als Soldat das Gefühl, man ist ein Geächteter“, spielt Deißler auf den schlechten Stand der Berufsgruppe in der Gesellschaft an. „Wir werden in der Gesellschaft nicht verstanden“, stellt auch Timmermann-Levanas fest.
Am Einsatzort werden die Soldaten von einem Seelsorger begleitet. Frank Schneider, neuer Ortspfarrer, war sechs Monate lang als ein solcher im Kosovo im Einsatz. „Wir betreuuen die Soldaten auch in der Vorbereitung und hinterher“, erzählt der Geistliche. „Aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt.“
Die Moderatorin ist gleichzeitig auch Initiatorin der Veranstaltung. Sie wünscht sich, dass sich in der Bevölkerung ein Wir-Gefühl entwickelt, denn „es sind nicht die Soldaten sondern unsere Soldaten.“ Bürgermeister Karl-Heinz Rudolph freut sich über den vollen Saal des Kolpinghauses: „Dass so viele heute gekommen sind, zeigt, dass Sie am Schicksal unserer Soldaten Anteil nehmen.“ Die Podiumsdiskussion sollte ein Beitrag dazu sein, diesen mehr Anerkennung entgegen zu bringen. „Ich denke, die Soldaten haben das verdient“, unterstreicht der Bürgermeister.
Auf dem Podium dabei:
- Andreas Timmermann-Levanas (45), Oberstleutnant a.D., sowie Staats - und Sozialwissenschaftler. Er ist ehemaliger Berufsoffizier und war sowohl in Bosnien als auch in Afghanistan im Einsatz. Insgesamt war er 24 Jahre lang Soldat und lebt heute in Sonthofen
- Stabsfeldwebel Uwe Deißler (45) war unter anderem als Personenschützer in Afghanistan tätig. Bis heute hatte der Isnyer sechs Auslandseinsätze.
- Ortspfarrer Frank Schneider (41) war sechs Monate lang Militärseelsorger im Kosovo. Heute versucht er Jugendliche für das Thema zu sensibilisieren.
- Der ehemalige Bundeswehrsoldat Fabian Geyer (23) blickt auf mehrere Auslandseinsätze zurück: Im Kosovo und in Afghanistan. Der Kemptener arbeitet mittlerweile in einer Einrichtung für geistig Behinderte.
Mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung
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