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Ein Jahrzehnt im Einsatz - Über den Teich geschielt…

von Solidarität mit Soldaten

„Decade of Deployment“ - Kolumne von Terri Barnes, Stars & Stripes

Militärfamilien und Unterstützung von Soldaten
Ein Jahrzehnt im Einsatz

Von Ulrike Wheeler bekam ich gerade diesen übersetzten Beitrag aus der Kolumne „Spouse Calls“ von Terri Barnes, die wöchentlich in den Stars & Stripes erscheint. Terri Barnes ist Amerikanerin, mit einem Soldaten verheiratet und hat drei Kinder. Die Familie ist z.Z. in Deutschland stationiert.
Sie beschreibt hier die Umstände in den USA, trotzdem trifft dieser Artikel sehr gut den Punkt, wenn es um die Unterstützung der Bevölkerung für die Soldatinnen und Soldaten im Einsatz geht und wie sich das Leben für Militärfamilien seit 2001 gewandelt hat.

Danke Ulrike ;-)

 

Übersetzung des Beitrages „Decade of Deployment“,
erschienen in der Kolumne von Terri Barnes, Stars & Stripes, 17.01.2011

Ein Jahrzehnt im Einsatz

 Wir stehen am Anfang dieses Jahres in dem, in wenigen Monaten, der 11. September zehn Jahre her sein wird. Ein Ereignis, so wie auch der 7. Dezember 1941, das unsere Volksseele geprägt hat, Auftakt eines andauernden Konfliktes war und bis heute eine Ära formt. Der Krieg in Afghanistan ist der längste Krieg in der US Geschichte.
 In den Nachrichten streiten Experten, auf eine akademische Art und Weise, über die Kriege in Afghanistan und dem Irak, beleuchten sie ausführlich aus allen möglichen politischen und ökonomischen Blickwinkeln. Mancher Bürger in den USA zieht es derweil vor, den Krieg komplett zu ignorieren und stattdessen lieber Reality Shows im Fernsehen zu verfolgen – was auch immer das genau bedeuten mag. Amerikas nationales Gedächtnis ist definitiv zu kurz wenn es möglich ist, dass wir Konflikte vergessen, die noch nicht einmal vorüber sind.
 Nach fast einem Jahrzehnt Krieg, können amerikanische Militärfamilien nicht in dem Luxus leben, sich zurück zu ziehen und zu vergessen. Wir leben täglich mit den Folgen, die die Einsätze für unsere Familien haben. Wir leben in dem Bewusstsein, dass weitere Auslandseinsätze jederzeit wieder folgen können. Für manche Familien hat sich das Leben unwiderruflich verändert: sie haben Verluste erlitten, durch Tod oder Verwundung, sowohl körperlicher als auch seelischer Art.
 Manch junger Soldat und seine Familie kennen nur dieses eine Leben im Militär, das geprägt ist von den hohen Anforderungen und dem schnellen Tempo, kurz aufeinander folgender Einsätze. Manche von uns erinnern sich noch an andere Zeiten im Militär und auch an einen anderen Krieg, unsere Kinder dagegen nicht.
 Meine Kinder sind alt genug, dass sie sich an den 11. September 2001 erinnern können, aber sie haben kaum eine Erinnerung an ihr Leben vor diesem Tag. Sie wissen, dass ihr Vater vier Mal im Auslandseinsatz war. Die Kapitel unserer Familiengeschichte sind geprägt, nicht nur von unseren Umzügen in die verschiedensten Staaten und nach Übersee, sondern auch davon, wann ihr Vater zuhause oder im Einsatz war und an welchen Geburtstagen und Weihnachtsfesten er uns gefehlt hat.
 Aktive Soldaten zahlen einen Preis und ihre Familien tun es mit ihnen gemeinsam.
 „Der Umzug war schwieriger als ich erwartet hatte“, schrieb mir kürzlich eine Freundin. „Es war noch komplizierter dadurch, dass der letzte Afghanistan Einsatz Spuren bei ihm hinterlassen hat, was, wie du weißt, seine Spuren auch bei mir hinterlässt.“
 Eine andere Freundin, deren Mann zu Beginn des Krieges im Einsatz war, bereitet sich jetzt auf den Einsatz ihres jüngsten Sohnes vor, der im Herbst 2001 noch in der Grundschule war.
 
„Es ist etwas völlig anderes, wenn dein Kind in den Einsatz geht“, sagt sie.
Sie ist nicht allein. Viele Ehepartner von Einsatzsoldatinnen und –soldaten erleben im Laufe der Jahre, wie sie zu Eltern von Einsatzsoldaten werden - wie eine neue Generation in den Krieg geht.
 In den vergangenen Jahren und durch unzählige Geschichten in den Nachrichten haben sich ganz neue Begrifflichkeiten entwickelt: shock and awe, Journalisten die sich Einheiten anschließen dürfen und direkt berichten, traumatische Gehirnverletzung.
 Wie sieht es mit dem Begriff für ein „erlahmendes Mitgefühl“ im Land aus? Ist Amerika schon müde geworden, nach nur einigen wenigen Jahren des Fähnchenschwenkens, der gelben Schleifen an Häusern und Autos, seine Soldatinnen und Soldaten zu unterstützen, Kriegsgeschichten zu verfolgen und mit der Landesflagge bedeckte Särge zu sehen?
 „Es ist mir herzlich egal, ob es zu oft in den Nachrichten kommt“, sagt Jocelyn Green, Autorin einiger wunderbarer Bücher für Militärfamilien.
„Ich bin es leid über Teenager-Möchtegern-Stars und ihre Reha-Programme zu hören“, sagt sie. „Ich höre viel lieber von den jungen Männer und Frauen, die für unser Land im Einsatz sind.“
 Ich stimme Jocelyn von ganzem Herzen zu. Wenn es darum geht, ob Soldaten im Einsatz kämpfen oder sich Paparazzos um Snooki balgen, dann weiß ich sehr genau, was davon mich zutiefst beeindruckt und was ich einfach nur zum Gähnen finde.
 Die Nachrichten von der Heimatfront sind nicht nur schlecht. Seit 2001 wurde viel Aufmerksamkeit auf die speziellen Themen von Soldatinnen und Soldaten und ihren Familienangehörigen gelenkt, mehr als jemals zuvor, mit durchaus positiven Ergebnissen.
Mit Leidenschaft wurden in Washington Angelegenheiten zur Gesundheitsversorgung von Veteranen, Bildungsprogrammen und zur Unterstützung von Militärfamilien voran getrieben. Umfassende Studien haben sich mit dem Thema langfristiger Folgen von Einsätzen auf unsere Kinder beschäftigt, mit dem Ziel Strategien zu entwickeln, um diese Last für die betroffenen Kinder abzumildern.
Ich möchte in diesem Jahr, mit dieser Kolumne, unser Familienleben im Militär beleuchten, ich will heraus finden, wie weit wir seit 9/11 gekommen sind. Was wir ausgehalten haben und welche Lehren wir für uns daraus gezogen haben. Über was für Ressourcen verfügen wir heute, die wir damals noch nicht kannten und wie werden diese neuen Ressourcen unseren veränderten Bedürfnissen gerecht.
 Ich hoffe, meine Leserinnen und Leser werden mich dabei unterstützen, Antworten auf diese und andere Fragen zu finden, besonders aber auf die Frage: Haben die vergangenen Jahre und Erfahrungen uns wachsen und stärker werden lassen?
 Ich denke, die Antwort auf diese Frage kennen wir bereits.
 
Hinweis der Autorin: In einer der vergangenen Kolumnen habe ich geschrieben, dass mein Mann fünf Mal im Einsatz war und hier ist die Rede von vier Einsätzen, die unsere Kinder erlebt haben. Das ist keine falsche Mathematik. Mein Mann hatte seinen ersten Einsatz im Golfkrieg 1991, damals war unser ältestes Kind noch ein Baby.

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